Was ist PM+?
Die niederschwellige Intervention „Problem Management Plus“ (PM+) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Verminderung psychischer Belastung unter begrenzter Ressourcenlage entwickelt. PM+ zielt darauf ab, das Stressniveau der Teilnehmenden zu senken und ihnen dabei zu helfen, Alltagsprobleme besser bewältigen zu können.
PM+ basiert auf einem Peer-Support-Konzept, indem geeignete Personen mit höherer Bildung, jedoch ohne spezifisch medizinisch-therapeutische Ausbildung zu Laientherapeut*innen („Helpers“) ausgebildet werden und damit in ihren Communities die informelle erste/zweite Stufe des Stepped-Care-Modells der Gesundheitsversorgung abdecken: die Stufe der Selbstfürsorge (“self-care”) und/oder die Stufe der informellen Gemeinschaftspflege (“informal community care”).
In diesem Video findet sich ein Überblick über das Stepped-Care Modell und wie PM+ Abläufe aussehen können, am Beispiel der aktuellen Ukraine-Krise.
Das Stepped-Care-Modell berücksichtigt, dass die Behandlung von psychischen Belastungen an den Schweregrad der Erkrankung und die Ressourcenlage sowie die besonderen Bedürfnisse der Betroffen angepasst sein sollte. Ziel ist, Betroffenen so schnell wie möglich Zugang zu den für sie effizientesten Behandlungsformen zu verschaffen. Eine Implementierung von niederschwelligen Interventionen wie PM+ kann folglich helfen, Versorgungslücken vorübergehend zu überbrücken, bestehende Strukturen zu ergänzen und zu einer Stärkung des gestuften Unterstützungssystems («Stepped Care-Modell») beizutragen.
Auf der zweiten Stufe stehen ressourcenarme, einfach verfügbare Interventionen wie PM+, die für leichtgradige oder ‒ begleitend zu einer Behandlung ‒ für mittelschwere Beschwerden geeignet sind. Wenn klinisch erforderlich, werden Betroffene an spezialisierte Behandlungsangebote der nächsten Stufen verwiesen.
Wie läuft PM+ ab?
PM+ sieht fünf wöchentliche Beratungssitzungen à 90 Minuten vor, welche auf evidenzbasierten psychotherapeutischen Methoden basieren. Diese umfassen Psychoedukation und Stressmanagement, Problemlösestrategien, Verhaltensaktivierung, Stärkung der sozialen Unterstützung sowie Rückfallprävention und Ausblick.
Wer kann an PM+ teilnehmen?
Zielgruppe
Asylsuchende, Geflüchtete und weitere im Gesundheitswesen benachteiligte Migrant*Innen mit leichter bis mittelschwerer psychischer Belastung
Ausschlusskriterien
Schwere psychische Erkrankungen (z.B. akute Psychose oder Suizidalität)
PM+ ist kein Ersatz für eine fachgerechte medizinisch-psychologische Behandlung.
Warum PM+?
- Evidenz-basierte Intervention, die sich bereits in verschiedenen Settings und Ländern als wirksame Methode erwiesen hat
- Für verschiedene Settings geeignet (individuell, Gruppen, online)
- Wissenschaftlich fundierte Strategien, welche auf Elemente der Kognitiven Verhaltenstherapie (z.B. Verhaltensaktivierung, Stressmanagement) basieren
- Einfach erlernbare Strategien zur Reduktion von Stress und Belastung
- Transdiagnostisch, d.h. kann bei einer Vielzahl psychologischer Beschwerden wirksam sein
- Geschulte Laien aus demselben Sprach- und Kulturkreis wie die Teilnehmenden können PM+ durchführen. Damit entfallen transkulturelle und sprachliche Barrieren
- Nur wenige Fachpersonen und Ressourcen werden benötigt, um viele „Helpers“ auszubilden und zu supervidieren. Dadurch ist die Intervention einfach skalierbar und kosteneffektiv